Alle Infos, Fotos, Videos & Sound: BMW R20 – Big-Boxer-Roadster mit 2.000 Kubik (2024)

Am Abend des 24. Mai 2024, im Rahmen des traditionell klassischen Concorso d’Eleganza am Comer See in Italien, präsentierte BMW die bereits zuvor angekündigte und mit großer Spannung erwartete Design-Studie. R20 Concept heißt das spektakuläre Showbike mit Big Boxer. MOTORRAD zeigt die Details, hat die Hintergrund-Informationen und ordnet ein, auf was die Boxer-Fans sich freuen dürfen.

BMW R20 Concept im Stil der BMW R nineT – aber größer

Bei der BMW R20 Concept handelt es sich im Prinzip um eine hochskalierte, also vergrößerte Ausführung der BMW R nineT oder der neuen BMW R 12 nineT. Um circa 10 Prozent großzügiger sind die Abmessungen der R20 Concept, was größeren Fahrern, denen die "Ninetten" bisher zu klein waren, natürlich entgegenkommen würde. Zumindest als Concept hat die BMW R20 indes nur einen einzelnen Sitzplatz in Form eines scheinbar frei schwebenden Solo-Sattels im Bobber-Stil, bezogen mit Alcantara. Für eine Serien-Version ist eine längere Sitzbank mit 2 Plätzen denkbar, jedenfalls optional.

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Bigger Big Boxer mit 2.000 Kubik

Beim luft-ölgekühlten Big Boxer der BMW R20 Concept handelt es sich um jene als dominantes Herzstück inszenierte Motor-Skulptur mit breiter Heldenbrust vorn und Stoßstangen-Ventiltrieb über den riesigen Zylindern, die seit 2020 bei den Cruiser-Modellen der R 18-Baureihe zum Einsatz kommt. Hier ist der Big Boxer sogar noch bigger, hat also noch mehr Hubraum: 2.000 statt 1.800 Kubik. Unveränderten Hub vorausgesetzt, 100 Millimeter, müssten die Bohrungen und Kolben hierfür von 107,1 auf rund 113 Millimeter wachsen. Damit boxen hinter der gestrafften Heldenbrust quasi 2 Maßkrüge mit jeweils einem Liter Volumen – sensationell.

Über 100 PS für den Retro-Roadster

Mehr als den XXL-Hubraum verriet BMW zum R20 Concept bisher nicht, doch dass die maximal 158 Nm und 91 PS der R 18-Cruiser-Konfiguration übertroffen werden, das ist in diesem Kontext obligatorisch. Für einen Roadster sollten es deutlich über 100 PS sein, zumal der ebenfalls luft-ölgekühlte 1200er-Boxer der BMW R 12 nineT aktuell, also Euro-5+-konform, immer noch auf 109 PS kommt – weniger wäre für die R 20 kaum vermittelbar.

Sportliches Naked-Bike-Fahrwerk

Mit dem geometrischen Layout eines Naked Bikes und ansatzweise sportlich ist das Fahrwerk der BMW R20 Concept aufgebaut. Wobei dieser Retro-Roadster als Kombination aus klassischen und modernen Komponenten auftritt. Am Doppelschleifen-Rahmen aus Chrom-Molybdän-Stahlrohren ist vorn eine stämmige Upside-down-Telegabel platziert, mit relativ flachen, auf Stabilität getrimmten 62,5 Grad Lenkkopfwinkel und, wie das Federbein am Heck, aus der voll einstellbaren Blackline-Serie von Öhlins.

6-Kolben-Bremszangen und 200er-Hinterreifen

Wie die Fahrwerkskomponenten von Öhlins stammen auch die Bremsen aus Schweden: ISR fräste die radial angeschraubten Bremszangen, mit jeweils 6 Kolben an der Doppelscheibe vorn sowie mit 4 Kolben an der hinteren Scheibe. 1.550 Millimeter Radstand bei der R20 Concept sind nur 39 Millimeter länger als bei der R 12 nineT. Dafür aber 181 Millimeter, also rund 18 Zentimeter kürzer als beim Cruiser R 18. Die immer noch über anderthalb Meter Radstand erstrecken sich zwischen dem ebenso proportional passenden 200er-Hinterreifen und dem 120er-Vorderreifen. Wobei das nahezu geschlossene Aluminium-Hinterrad die Custombike-Moderne repräsentiert und das Vorderrad mit Drahtspeichen den klassischen Kontrast setzt. Beide Räder haben den Standard-Durchmesser 17 Zoll.

Neue Duo-Paralever-Schwinge mit offen laufendem Kardan

Duo-Paralever wäre die historisch-logische Bezeichnung für die neuartige, zweiarmige Hinterradschwinge der BMW R20 Concept. Sie ist aus dicken Chrom-Molybdän-Stahlrohren unten und aus Aluminium-Streben oben zusammengesetzt, verbunden mit den Hinterachsaufnahmen aus gefrästem Aluminium. Nach dem bewährten Paralever-Prinzip soll sie die früher, bis in die 1980er-Jahre bei Motorrädern von BMW üblichen Lift-Bewegungen bei Lastwechseln vollständig ausgleichen. Wie bei den R 18-Modellen darf die glänzend vernickelte Antriebswelle zum Hinterrad (Kardan) hier offen drehen. Mechanik mit Show-Effekt, lediglich kürzer als die bisherige Cruiser-Welle. Die Adaption des Endantriebs von der R 18 sowie die im Spiel befindlichen Massen und letztlich das Handling sprechen hier gegen eine einarmige Ausführung der Schwinge.

Aluminium-Tank in "Hotter than Pink"

Ein weiterer Hingucker, international Eyecatcher der BMW R20 Concept ist der Aluminium-Tank. Er ist schön klassisch geformt, und fürs Showbike hat BMW besonders dick aufgetragen, um den Tank über dem Big Boxer nicht blass erscheinen zu lassen. "Hotter than Pink" heißt die vom Disco-Stil der 1970er-Jahre inspirierte Lackfarbe. Nebenbei dient der Tank als Versteck für elektrische Bauteile und künftig womöglich zudem als zumindest teilweise kaschierende Haube für eine Airbox. Denn die offenen Alu-Ansaugtrichter des Showbikes stehen für ein straßenzugelassenes Serien-Modell nicht zur Diskussion.

Offene Ansaugtrichter und Megaphon-Sidepipes

Ebenfalls nicht straßenzulassungstauglich ist die 2-in-2-Abgasanlage der BMW R20 Concept. Deren dicke Krümmerrohre weiten sich neben der Hinterradschwinge lediglich ein bisschen, im klassischen Megaphon-Stil ohne Schalldämpfung, hier mit schräg abgesägten Auslässen im Sidepipe-Look. Außerdem fehlen am Concept weitere Dinge, die das prächtig-saubere Gesamtbild stören würden, etwa Rückspiegel oder Kennzeichenhalter. Bereits vorhanden sind immerhin ein Display am Lenker – klein und digital – sowie LED-Leuchten. Beim Rundscheinwerfer handelt es sich um eine aufwendige Matrix-Ausführung mit zentraler Hauptlinse und 3D-gedrucktem Tagfahrlicht-Ring außenherum, und die Rückleuchten sind im Solo-Sattel integriert.

Wann kommt die Serien-Version der BMW R20? Preis?

Die BMW R20 Concept sei "kein Versprechen, dass eine Serien-Version der BMW R20 folgt", so Alexander Buckan, Leiter BMW Motorrad Design im Interview mit MOTORRAD. Beim Concorso d’Eleganza und danach werde man die Reaktionen auf die R20 Concept genau beobachten und dann entscheiden, ob und gegebenenfalls wie diese Entwicklung weitergeht. Mit offenen Ansaugtrichtern jedenfalls sicher nicht, und eine zulassungskonforme Abgasanlage würde mehr Schalldämpfung mitsamt größerem Volumen erfordern.

Muscle Bike für über 20.000 Euro

Das faszinierende Muscle-Bike-Design der BMW R20 Concept bestmöglich auf eine Serien-R20 zu übertragen, das würde also einige große Herausforderungen mit sich bringen. Dennoch könnte das klappen, denn treibende Kraft hinter der R20 ist und bleibt der Chef persönlich: Markus Flasch, Leiter BMW Motorrad seit November 2023. Er und alle Boxer-Fans brauchen allerdings Geduld, denn vor 2026 scheint eine Serien-BMW R20 kaum realisierbar. Kosten würde sie, mit Blick auf das aktuelle Preisgefüge bei BMW, wohl deutlich über 20.000 Euro. Übrigens gab es schon einmal eine BMW R 20, ab 1937 – damals allerdings mit Einzylinder-Motor und nur 10 Prozent des Hubraums, also 200 Kubik.

BMW Motorrad-Chef Markus Flasch im Interview

Bereits im März 2024, im exklusiven Interview mit MOTORRAD, hatte der neue BMW Motorrad-Boss, angesprochen auf den eher schleppend laufenden Verkauf der R 18-Cruiser-Modelle, bemerkenswert offen geantwortet: "Ich habe sehr großen Respekt vor der Entscheidung, die lange vor mir und Markus Schramm getroffen wurde, noch einmal so einen großen luftgekühlten Boxer aufzulegen. Das war ein sehr mutiger Schritt. Was man daraus gemacht hat, war ein Motorrad, um damit Kunden einer anderen Marke einzufangen. Da sind wir durchaus selbstkritisch. Man könnte auch lethargisch werden oder es zerreden. Aber wir sind nicht unzufrieden mit den Verkaufszahlen der R 18, sie ist ein gutes Motorrad und sieht scharf aus.
Was sie aber auf den ersten Blick meiner Ansicht nach nicht ist: Sie ist keine typische BMW. Nach dem Motto "Stärken stärken" werden wir etwas präsentieren, wo wir den Versuch machen, diesen Motor, die typischste Insignie, die BMW hat, nämlich diesen großen Boxer, in ein BMW-typischeres Motorrad einzubauen. Wir zeigen dazu ein Concept Bike auf der Plattform Concorso d’Eleganza in der Villa d’Este am Comer See. Das wird für uns der Testlauf, ob man aus dem Motor nicht noch etwas völlig anderes machen könnte. Dabei meine ich nicht, etwas anderes abzuschaffen, sondern als Ergänzung."

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Schade. Kühlrippen sind schöner als Wasserkühler und Schläuche.Egal. Hauptsache, der Motor hat ordentlich Leistung.

Fazit

Mehr oder weniger konkret angekündigt hatte der neue BMW Motorrad-Chef Markus Flasch ein neues Big-Boxer-Modell bereits im exklusiven Interview mit MOTORRAD im März 2024. Anschließend folgten Teaser-Bilder und schließlich, am 24. Mai 2024 im Rahmen des Concorso d'Eleganza, die BMW R20 Concept. Dabei handelt es sich um einen Retro-Roadster mit luft-ölgekühltem Big Boxer – sogar noch bigger, mit 2.000 Kubik. Weitere wesentliche Merkmale der R20 Concept sind der Aluminium-Tank, auffällig lackiert in "Hotter than Pink", der Solo-Sattel im Bobber-Stil und die neuartige, zweiarmige Hinterradschwinge. Ob und gegebenenfalls wann eine Serien-Version der BMW R20 zu erwarten ist, ist bisher unklar. Wenn, dann wohl kaum vor 2026 und nicht unter 20.000 Euro.

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Maik Schwarz

Redakteur MOTORRAD online

Schon bevor ich in den 1980er-Jahren in die Schule kam, hatte ich mich vor allem mit Motorrädern beschäftigt, und seit 2001 mache ich genau das beruflich, als Redakteur für Motorrad-Themen. Geschäftliches und Privates zu trennen, ist da natürlich kaum möglich – aber eigentlich auch nicht nötig.

Als Ganzjahres-Motorradfahrer bin ich immer ohne lange Unterhose und ohne Ohrstöpsel unterwegs. Am liebsten mit Boxer-Motoren, ich mag aber auch andere Zweizylinder. Und Dreizylinder. Und Vierzylinder und sogar Sechszylinder. Notfalls Einzylinder. Prinzipiell bin ich offen für Motorräder aller Art – in Zukunft auch gerne elektrische.

Mein privates Motorrad: BMW R 1150 GS "Basic" (seit 2001).

Meine weiteren Hobbies: Fahrradfahren, Wandern, Alpen, Reisen, Fotografie und Musik.

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