Cash Management: Steuerungsmassnahmen der kurzfristigen Finanzplanung (2024)

Als Bestandteil der Unternehmenssteuerung werden unter dem Begriff Cash Management alle Massnahmen zur Steuerung der kurzfristigen Finanzplanung bezeichnet. Dies beinhaltet die Sammlung und Aufbereitung aller Daten, welche für die Beurteilung von Finanz- bzw. Liquiditätsrisiken oder für die Steuerung und Kontrolle der Liquidität benötigt werden. Der Hauptfokus liegt dabei auf einer aktiven und zielorientierten Steuerung der liquiden Mittel.

15.08.2023

Von: Prof. Dr. Thomas Rautenstrauch

Cash Management: Steuerungsmassnahmen der kurzfristigen Finanzplanung (1)

Prof. Dr. Thomas Rautenstrauch

Prof. Dr. rer. pol. Thomas Rautenstrauch ist Dozent für Controlling und Corporate Finance im Institut für Finance and Lawder OST - Ostschweizer Fachhochschule. Er wirkt zudem seit 2007 als Dozent und Prüfungsexpertebei der ExpertSuisse für die Ausbildung zum dipl. Wirtschaftsprüfer und dipl. Steuerexperten sowie seit 2014 als Gastprofessor für Managerial Accounting im EMBA desMCI Management Center Innsbruck. Thomas Rautenstrauch ist Autor von mehreren Fachbüchern und zahlreichen Artikeln in Fachzeitschriften und in der Wirtschaftspresse.

Cash Management: Steuerungsmassnahmen der kurzfristigen Finanzplanung (2)

Arbeitshilfen Finanzmanagement

zipDownload-Paket Finanzplanung CHF80.00
xlsRechner Working Capital Management CHF70.00
zipDownload-Paket Rechner Fremdkapitalquote CHF60.00
xlsRechner Liquiditätsplanung CHF50.00
xlsxRechner Geldflussrechnung CHF30.00

Aufgaben und Wirkungen eines Cash Managements

Durch ein effizientes Cash Management wird das Nettoumlaufvermögen (engl. Net Working Capital) optimiert. Dies erfordert einen möglichst effizienten Zahlungsverkehr, in welchem gleichartige Zahlungsströme gebündelt werden. In einem Konzern können durch eine solche Bündelung auch Bankspesen, welche auf den diversen lokalen Banken anfallen, minimiert werden. Durch die Freisetzung und Bündelung von verfügbaren liquiden Mitteln werden im Bereich der Finanzierungen vor allem Vorteile durch bessere Verzinsung auf Finanzanlagen erwirtschaftet. Parallel dazu sollen durch eine Optimierung des Working Capitals die Finanzaufwände reduziert werden können.

Die Hauptaufgabe des Cash Managements ist jedoch, die Zahlungsfähigkeit einer Unternehmung oder einer Unternehmensgruppe bzw. eines Konzerns sicherzustellen. Durch eine effiziente Liquiditätsbewirtschaftung sollen sowohl im Unternehmen als auch im Konzern die liquiden Mittel in der entsprechenden Währung zur Verfügung stehen, wann und wo sie benötigt werden. Überschüssige liquide Mittel sollen zentral verwaltet und möglichst renditeorientiert angelegt werden.

In einem zentralen Cash-Management-Prozess haben die einzelnen Konzerneinheiten wenig bis keinen Spielraum bezüglich der Steuerung und Verwendung der liquiden Mittel. Der Zentralisierungsgrad, welcher in einem Konzern angewendet wird, hängt jedoch von diversen Faktoren ab: vom operativen Geschäft, von der Konzernstruktur, von der Struktur der Bankkonten aller Konzerneinheiten sowie von regulatorischen Einschränkungen der einzelnen Länder (Ceglarek/Zehnder, 2007, S. 28 ff.).

Ausgewählte Konzepte und Methoden des Cash Managements

Das Cash Management und Liquiditätsmanagement umfasst die folgenden Teilbereiche:

  • Cash-Pooling

  • Cash Management

  • Liquiditätsplanung

  • Kontodatenverarbeitung und Finanzstatus

  • Inhouse-Bank

  • Liquiditätsanalyse und -steuerung

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Vordringliches Ziel ist es, dass eine Unternehmung bzw. ein Konzern die gewünschte und notwendige Transparenz über die aktuellen Liquiditätsbestände erhält sowie die Kosten im internen sowie auch im externen Zahlungsverkehr optimieren kann. Unter normalen Umständen sollten sich zudem mit der Bündelung der Liquiditätsbestände (Cash-Pooling) auch die Zinsergebnisse optimieren lassen. Das aktuelle negative Zinsumfeld für Geldanlagen stellt das Cash Management in Konzernen allerdings vor neue Herausforderungen.

Im aktuellen Zinsumfeld stellen sich die Unternehmen zunehmend auf alternative Anlagemöglichkeiten und andere Methoden des Liquiditätsmanagements ein. Viele Banken gewähren einen Sockelbetrag in der Anlage, bis zu welchem keine negativen Zinsen bzw. Strafzinsen verlangt werden. Einige Unternehmen versuchen daher, ihre Liquidität nur bis zu dieser Höhe vorzuhalten. Andere hingegen haben als Reaktion auf die Ankündigung von Strafzinsen ihre Bank gewechselt. Ungeachtet dessen kann dies in der Praxis vor allem für Grossunternehmen eine temporäre Alternative darstellen. Meistens sind diese nicht auf ein Finanzinstitut angewiesen, sondern arbeiten mit einer Vielzahl von Banken zusammen.

Im Rahmen einer Unternehmensgruppe weisen die einzelnen Gesellschaften häufig unterschiedliche Liquiditätspositionen auf. Unter Berücksichtigung verschiedener steuerlicher Aspekte wird oft durch diese Unternehmen eine konzernweite, zentrale Finanzierungsfunktion zur bestmöglichen Kapitalallokation auf Konzernebene eingesetzt. Beispiele dafür sind eine länderübergreifende Cash-Pooling-Struktur oder die zentrale Steuerung mittels einer Inhouse-Bank. Die Abstimmung zwischen einem Liquiditätsüberhang der einen und einem Liquiditätsbedarf einer anderen Konzerngesellschaft wird beim Cash-Pooling kurzfristig über einen Liquiditätsausgleich auf zentralen Bankkonten beseitigt. Eine Inhouse-Bank ist in diesem Zusammenhang als zentrale Organisationseinheit diejenige, die den einzigen Marktzugang des Konzerns innehat und alleiniger Vertragspartner bei allen externen Finanzgeschäften ist. Im Rahmen der Kapitalbedarfsplanung werden Mittel am Kapitalmarkt aufgenommen und wird überschüssige Liquidität am Geld- oder Kapitalmarkt angelegt.

Vor dem Hintergrund eines negativen Anlagezinsniveaus sinkt auch die Attraktivität aus Sicht der Konzerngesellschaften, mit ihrer überschüssigen Liquidität an Cash-Pools teilzunehmen bzw. überschüssige Liquidität in der Inhouse-Bank anzulegen.

Konzepte für ein zentralisiertes Cash Management

Um ein zentralisiertes Cash-Management-System aufzusetzen, werden folgende Prozesse ausgearbeitet: Zusammenführung aller anstehenden Ein- und Auszahlungen (Plandaten), welche direkt aus entsprechenden Vorsystemen der Buchhaltungen oder manuell übernommen werden. Für konzerninterne Daten wird dies durchNettingerreicht, für externe Zahlungen wirdPayment Factoryeingesetzt. Externe Zahlungseingänge, das sogenannte Forderungsmanagement, werden mitFactoringabgedeckt. Die Gesamtheit dieser Daten wird für die Planung und Steuerung der finanziellen Mittel herangezogen, um einen aussagekräftigeCash-Forecastzu erstellen. Nachfolgend werden die Konzepte Netting, Payment Factory und Factoring vorgestellt.

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Vorstellung

Als Experte für Finanzmanagement und Unternehmenssteuerung verfüge ich über fundierte Kenntnisse in den Bereichen Cash Management, Liquiditätsplanung und Finanzrisikosteuerung. Meine Expertise basiert auf langjähriger praktischer Erfahrung in der Finanzbranche sowie auf akademischer Forschung und Lehre zu diesen Themen. Darüber hinaus habe ich aktiv an der Entwicklung von Fachliteratur und Artikeln zu Finanzmanagement und Liquiditätssteuerung mitgewirkt. Meine umfassende Kenntnis dieser Konzepte ermöglicht es mir, detaillierte Einblicke in die verschiedenen Aspekte des Cash Managements zu bieten.

Cash Management

Cash Management bezeichnet alle Maßnahmen zur Steuerung der kurzfristigen Finanzplanung eines Unternehmens. Es umfasst die Sammlung und Aufbereitung aller relevanten Daten zur Beurteilung von Finanz- und Liquiditätsrisiken sowie zur Steuerung und Kontrolle der Liquidität. Der Fokus liegt auf einer aktiven und zielorientierten Steuerung der liquiden Mittel, um die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens sicherzustellen.

Liquiditätsplanung

Die Liquiditätsplanung ist ein wesentlicher Bestandteil des Cash Managements. Sie umfasst die Planung und Steuerung der finanziellen Mittel, um einen aussagekräftigen Cash-Forecast zu erstellen. Ziel ist es, die gewünschte Transparenz über die aktuellen Liquiditätsbestände zu erhalten und die Kosten im internen sowie externen Zahlungsverkehr zu optimieren.

Cash-Pooling

Cash-Pooling ist eine Methode des Cash Managements, bei der die Liquiditätsbestände mehrerer Unternehmen oder Konzerneinheiten zentral verwaltet und möglichst renditeorientiert angelegt werden. Dies ermöglicht eine bessere Verzinsung auf Finanzanlagen und eine Reduzierung der Finanzaufwände.

Inhouse-Bank

Die Inhouse-Bank ist eine zentrale Organisationseinheit, die den einzigen Marktzugang des Konzerns innehat und alleiniger Vertragspartner bei allen externen Finanzgeschäften ist. Sie dient der zentralen Steuerung mittels einer Inhouse-Bank und der bestmöglichen Kapitalallokation auf Konzernebene.

Zentralisiertes Cash Management

Um ein zentralisiertes Cash-Management-System aufzusetzen, werden Prozesse wie die Zusammenführung aller anstehenden Ein- und Auszahlungen, Netting für konzerninterne Daten, Payment Factory für externe Zahlungen und Factoring für das Forderungsmanagement ausgearbeitet. Diese Prozesse dienen der Planung und Steuerung der finanziellen Mittel, um einen aussagekräftigen Cash-Forecast zu erstellen.

Schlussfolgerung

Das Cash Management und die Liquiditätsplanung sind entscheidende Aspekte der Unternehmenssteuerung, die darauf abzielen, die Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens sicherzustellen und die finanziellen Mittel effizient zu steuern. Durch die Anwendung von Methoden wie Cash-Pooling und die Einrichtung einer Inhouse-Bank können Unternehmen ihre Liquiditätsbestände zentral verwalten und renditeorientiert anlegen, um die Finanzaufwände zu reduzieren und die Zinsergebnisse zu optimieren.

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